Irland

Land League sowie Marx und Engels zur irischen Landfrage

von Kirsten Knaack

6. Marx / Engels und Land League im Vergleich

Davitt kritisierte die Forderung nach den „3 Fs“[23] (fixity of tenure, fair rents, free sale) für die tenantry als zu wenig radikal mit zu vielen Zugeständnissen an die Großgrundbesitzer. Die von Butt eingeforderte Partnerschaft zwischen Grundeigentümer und Pächter bezeichnete Davitt als eine Partnerschaft, die finanziellen Ruin und soziales Chaos zu einem allgegenwärtigen Zustand in Irland gemacht hätte (vgl. Bew, S. 100).

Der Landlordismus war in Davitts Augen der Grund allen sozialem und nationalem Übel Irlands. Das Land der Großgrundbesitzer sollte, laut Programm der Land League, unter nationale Verwaltung gestellt werden und zu geringen Pachten an tenants gegeben werden oder langfristig den tenants verkauft werden.

Davitt tendierte zu der ersteren Lösung[24] (Enteignung und Verstaatlichung des Großgrundbesitzes)[25]. Unter britischer Herrschaft war diese Forderung für Davitt jedoch unakzeptabel. Hier wird deutlich, daß Davitt über die Landfrage zur irischen Unabhängigkeit gelangen zu gedenkt. Wie oben erwähnt, sollte die New Departure als Zusammenschluß offener und geheim organisierter Verbindungen hierzu beitragen. Herausragend waren hier die Verbindung zwischen der Home Rule- Party Parnells und der Land League, die Davitt insofern als besonders wichtig einschätzte, da er eine Kombination aus sozialer und politischer Bewegung als evident für die Lösung der Landfrage wie auch der nationalen Frage ansah.[26]

Die IRB gelangte ebenfalls zu großem Einfluß in der Land League, da, wie bereits erwähnt, 4 der 7 leitenden Männer Fenians waren.

Nach 1jähriger Haft hatte Davitt seine Vorstellungen weiterentwickelt: Um die Forderung nach Enteignung der Großgrundbesitzer und die Verstaatlichung des Landes durchzusetzen, hielt er es für notwendig, nationalistische irische Interessen mit den Interessen der britischen Arbeiterklasse zu vereinen.

Hier gelangte Davitt zu einem gewissen Grad zu einer Einigkeit mit Marx, der bereits 1869 davon ausging, daß die englische working class niemals ihre Ziele erreichen würde, bevor sie sich von Irland gelöst hätte. Allerdings müsse der Hebel hierzu in Irland angelegt werden (vgl. Marx/ Engels, S. 241).

1891 bemerkt Engels, daß die Union of Gasworkers and Agricultural Labourers nach Großbritannien auch in Irland Fuß gefaßt hätte. Die Gewerkschafter würden fruchtbar zusammenarbeiten, aber dennoch hätte die irische Sektion Selbtverwaltung (vgl. Marx/ Engels, S. 241).

Marx sieht wie Davitt den Landlordismus als das große Übel für die irische Gesellschaft an (vgl. Marx/ Engels, S. 105). Er hält Privateigentum im System der modernen Produktion für gänzlich überflüssig. Zudem stünden die Interessen der Grundherren im Gegensatz zu den Interessen aller anderen Klassen. Er ist überzeugt (vgl. Marx/ Engels, S. 165), daß die soziale Revolution in Irland von der Frage des Grundeigentums ausgehen muß. Dies ginge allerdings nur Hand in Hand mit der Lösung der nationalen Frage (Unabhängigkeit).

[23] Die „3 Fs“- Forderung wurde 1876 von Isaac Butt, Gründer des Home Rule- Movements, entworfen. Butt war politisch eher konservativ einzuordnen und bestand darauf, keinesfalls als revolutionär oder kommunistisch eingestuft zu werden. (vgl. Pomfret, S. 77)

[24] „The Land for the People.“

[25] Parnell ignorierte jedoch jeden Verstaatlichungsgedanken.

[26] Dies fand Ausdruck in der Präsidentschaft Parnells in der Land Leauge.
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